Von Bernd Koldewey
Eine abenteuerliche Reise führt mich durch die Bergwelt des Naturparks Sierras de Cazorla, Segura und Las Villas. Er liegt im Nordosten der spanischen Provinz Jaén. Eine fantastische Fahrt mit dem Auto. Über traumhafte Landstraßen führt mich die Route von ca. 300 Kilometern durch atemberaubende Landschaften des größten Naturparks in Andalusien. Eine außergewöhnliche Rundreise, vorbei an hohen Berggipfeln, Burgruinen und azurblauen Stauseen, die Quelle des kristallklaren Rio Guadalquivir und ein Besuch in Santiago de la Espada waren die absoluten Highlights dieser Tour.
Das Bergstädtchen Quesada ist der Ausgangspunkt meiner fantastischen Reise durch die Berglandschaft des größten Naturparks Andalusien. Hier nahm ich die Landstraße A-315 die mich über Huesa und weiter nach Pozo Alcón führt. Eine landschaftlich reizvolle Strecke. Immer wieder richtet sich der Blick auf die umliegende Bergwelt des Naturparks Sierra de Cazorla. Die kleine Gemeinde Huesa befindet sich auf 420 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Eingebettet in den Tälern des Flusses Guadiana Menor und die Schluchten und den steilen Wänden des zerklüfteten Kalksteinmassiv der Sierra del Caballo, ist Huesa eine sehenswerte Ortschaft.
Landschaft mit Olivenplantagen in der Nähe von Huesa und Pozo Alcón
Ein fantastischer Blick auf die Felsenlandschaft in Pozo Alcón
Auch Pozo Alcón (855 m) ist eine Ortschaft, die man sich ansehen sollte. Diese liegt am nordöstlichen Rand der Provinz Jaén und liegt in der Nähe der Provinzgrenze zu Granada. Pozo Alcón hat, genauso wie die meisten andalusischen Ortschaften in der Provinz Jaén, eine große geschichtliche Vergangenheit. Darüber hinaus gab es hier aus der Römerzeit ein Aquädukt, das die Wasserversorgung sicherstellte. Der Stausee La Bolera wird von den Flüssen Guadalentín und Guadiana Menor, die durch das Umland der Gemeinde fließen, versorgt. Die Nähe zu größeren Städten ist für die Einwohner von Pozo Alcón sehr wichtig. Daher ist die Verbundenheit zur naheliegenden Stadt Baza in der Provinz Granada mit über 20.000 Einwohnern größer als die entfernteren Städte in der Provinz Jaén.
In Pozo Alcón stärkte ich mich in einer Bar mit einem Café con Leche und nahm die Landstraße A-326 in Richtung Stausee Embalse la Bolera. Die traumhafte Landstraße führte an einem bewaldeten Campingplatz vorbei und ich erreichte den blauen Stausee. Gespeist wird er von dem Fluss Guadalentín und anderen Bächen, die aus der Bergwelt der Sierra de Cazorla kommen. Der Autohersteller Hyundai ließ 1999 hier einen Werbespot drehen, der sein neues Automodell und die fantastische Landschaft des Nationalparks präsentierte und im Fernsehen um die Welt sendete.
Landstraße A-326 in Richtung Stausee Embalse la Bolera
Stausee Embalse la Bolera
Blick auf das Bergdorf Castril
Stausee Embalse de El Portillo
Nach der kleinen Besichtigung fahre ich über die Puente del Guadalentín weiter auf die A-326. Immer wieder gab es Aussichtpunkte (Miradors), von denen man die endlose Weite und die einzigartige Bergwelt bestaunen kann. Vorbei an den kleinen Weilern Tala Battolo, Los Torres, Manuel Dias und Cañadas zum nächsten Stausee Embalse de El Portillo, der in der Nähe von Castril liegt und sich wie die kleinen Weiler bereits in der Provinz Granada befindet. Oberhalb des Stausees blickt man auf das Städtchen Castril (900 m). Schon die Römer bauten hier im Schutz der Felsen eine Siedlung und pflegten sie als Castro (Lager). Der Ort hat auch eine bedeutende arabische Vergangenheit. Es war ein Teil des muslimischen Reiches Granada. Weiter bergauf führt mich die A-326 nach Fátima (1.096 m), ein kleiner Weiler mit einer Kapelle, die, wie in Portugal, die Schutzpatronin die Jungfrau von Fátima verehren.
Kleine Kapelle in Fátima
Um zu Ehren meines Schutzpatrons „Santiago“ die Ortschaft Santiago de la Espada zu besuchen, wechsle ich die Landstraße und fahre kurz hinter Fátima auf der GR-9101 weiter Richtung Stausee Embalse de San Clemente. Hier auf der kleinen Landstraße fällt einem sofort der weite Blick am Horizont auf. Man sieht die gigantischen Berggipfel der Sierra La Sagra. Er ist die höchste Erhebung in Andalusien. Mit seiner Doppelspitze La Sagra und La Sagra Chica erreicht er eine Höhe von 2.383 m über dem Meer.
Die Landstraße GR-9101 Richtung Stausee Embalse de San Clemente
Berggipfel der Sierra La Sagra
Der im Norden der Provinz Granada liegende idyllische Stausee San Clemente, der auch unter dem Namen Pantano de San Clemente bekannt ist, gehört zur Gemeinde Huéscar. Ein Naturreservoir, das vom Fluss Guardal gespeist wird, befindet sich auf einer Hochebene, die von Bergen umringt ist. Es gibt hier bestimmte Freizeitbeschäftigungen, darunter Angeln, Baden und Segeln, sowie Sportarten wie Kanu-, Mountainbike- und Wandersport. Pflanzen wie Rosmarin, Thymian und Kamille sind in einer wunderbaren Umgebung zu finden. Wildtiere wie Adler, Gämsen und Wildschweine können ebenfalls beobachtet werden. Etwa 20 Minuten mit dem Auto entfernt liegt die Sierra de La Sagra, die 2.383 Meter hoch ist. Außerdem leben Mammutbäume, alte Riesen, in der Nähe des Stausees. Sie leben am Fuße dieses Gebirges.
Pantano de San Clemente
Kurz hinter dem Stausee geht es nun auf einer kleineren Landstraße A-4301 Richtung Santiago de la Espada weiter. Sie ist eine Verbindungstraße zwischen den Städten Huesca (Granada) und der Stadt Santiago de la Espada in der Provinz Jaén. Es geht stetig Bergauf, abwechseln über Bergkämme, spektakuläre Gebirgsfalten und Schluchten auf einer Höhe von über 1.400 Metern. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Provinz Albacete in Kastilien-La Mancha. Kurz vor der Ortschaft Santiago geht es auf der A-317 weiter. Enge Serpentinen führen mich über eine Brücke über den Fluss Zumeta nach Santiago de la Espada (1340 m) und man befindet sich wieder in der Provinz Jaén.
Landstraße A-4301 Richtung Santiago de la Espada
Kurz vor Santiago de la Espada
Blick auf Santiago de la Espada
In der Zeit der arabischen Herrschaft wurde die Ortschaft Santiago de la Espada um das Jahr 1247 vom Santiago-Orden zurückerobert. Die Pfarrkirche von Santiago Apóstol ist ein historisches Kulturgut und stammt aus dem sechzehnten Jahrhundert. Von außen sticht der robuste quadratische Glockenturm, der mit arabischen Ziegeln bedeckt ist, hervor. Das Kirchenschiff weist Mudéjar-Elemente auf und wird von architektonischen Zwerchfellbögen getragen. Der Hochaltar im Chorraum zeigt eine Ikonographie des Apostels Santiago als Matamoros (Sankt Jakobus der Maurentöter). Für mich als Jakobspilger war es eine Ehre, den Ort zu besuchen.
Pfarrkirche Santiago Apóstol inSantiago de la Espada
Hochaltar im Chorraum zeigt eine Ikonographie des Apostels Santiago
Nach meinem Besuch geht es auf meiner Rundreise weiter durch den Nationalpark Sierras de Cazorla, Segura und Las Villas. Ich bleibe auf der Landstraße A-317, die mich Richtung Pontones und weiter nach Hornos führt. Grandiose Aussichtpunkte lassen mich immer wieder anhalten, um die idyllische Landschaft in Bildern einzufangen. Wie der Mirador Pradillos mit fantastischer Aussicht. In der Ferne sieht man schon den Stausee Embalse de El Tranco de Beas, Es handelt sich um einen der größten Stauseen Spaniens. Einen malerischen Blick auf den riesigen Stausee kann man auch von den Aussichtspunkten Mirador El Puntal del Robledillo und Mirador Huelguecillas genießen. Ich kam etwas später in der Gemeinde Hornos (860 m) an. Der Ort ist in der Sierra de Segura gelegen. Bereits die Römer betrieben in der Gegend Erzbergbau, und im 8. Jahrhundert überrannten die Mauren das Gebiet und nannten es Fornus. Heute sind noch Teile einer Stadtmauer und die Burgruine der ehemaligen Festungsanlage sichtbar.
Hinweistafel des Miradors Pradillos
Mirador Pradillos mit fantastischer Aussicht
Aussichtspunkt Mirador El Puntal del Robledillo mit Blick auf den Stausee Embalse de El Tranco de Beas
Bergdorf Homos
Hinter Hornos geht es jetzt auf die bergige Landstraße A-319. Mit ihren engen Kurven führt sie mich weiter über die Höhen des Naturparks. Stetig möchte man anhalten, um die einzigartige Landschaft zu fotografieren. Doch Vorsicht hin und wieder kommen in der Gegenrichtung Fahrzeuge entgegen, die volle Konzentration erfordern. Doch zum Glück gibt es ja die vielen Aussichtspunkte mit Hinweistafeln und spektakuläre Panoramablicke, an denen man halten und die Aussicht genießen kann. So wie der Mirador Félix Rodríguez de la Fuente. Er ist nicht nur eine schöne Aussichtsplattform, sondern erinnert auch an den spanischen Natur- und Umweltschützer und Regisseur von Dokumentarfilmen für Radio und Fernsehen.
Mirador Félix Rodríguez de la Fuente - Blick auf den Stausee Embalse de El Tranco de Beas
Nach einer Weile und endlosen Kurven erreichte ich den Stausee Embalse del Tranco de Beas, der am Fluss Guadalquivir liegt. Hier konnte ich in der Nähe der Staumauer eine Pause einlegen. Aufgrund seines energiereichen, wirtschaftlichen und landschaftlichen Wertes ist der Stausee, der die Gemeinden Hornos, Santiago-Pontones und Villanueva del Arzobispo umfasst, zu einem bedeutenden Erholungs- und Tourismusgebiet geworden. Die Errichtung des Stausees wurde 1929 begonnen und 1944 fertiggestellt. Der Guadalquivir, der fünftlängste Fluss Spaniens, fließt von der Quelle „Cañada de las Fuentes“ in den Bergen der Sierra de Cazorla 657 km durch Andalusien und verläuft an Städten Andújar, Córdoba und Sevilla vorbei, bis er zu seiner Mündung in den Golf von Cádiz im Atlantik fließt.
Bachlauf des Guadalquivir
Guadalquivir
Nach der kurzen Pause fuhr ich weiter in Richtung Arroyo Frío (810 m) und durchquerte den Weiler, der an der Landstraße A-319 liegt. Hier sollte man sich mehr Zeit nehmen, denn von hier gibt es Wandertouren und Naturerlebnisse pur, die zum Beispiel zur Schlucht von Cañada de las Fuentes, die Quelle des Guadalquivir, auf ca. 1.400 Metern Höhe führen. Hinter Arroyo Frío überquerte die Landstraße über eine Brücke den Guadalquivir. Noch ein kurzer Stopp, denn hier fließt der Fluss von der Quelle kommend noch als Bach kleine Kaskaden hinunter. Kristallklares kaltes Quellwasser lädt zum Erfrischen ein, zumindest für die Füße.
Blick in Tal des Guadalquivir und auf den Weiler Arroyo Frío
Meine Rundreise durch den Nationalpark Sierras de Cazorla, Segura und Las Villas geht noch einige Kilometer weiter. Ich erreichte den nächsten Aussichtspunkt Mirador Puerto de las Palomas auf 1200 Meter Höhe, ein Balkon der Sinne. Er ist einer der spektakulärsten Aussichtspunkte im Naturpark. Von hier sieht man weit ins Guadalquivir-Tal und die Bergwelt der Sierras de Cazorla, Segura und Las Villas sowie die Sierra de Castril. Auch das Dorf Arroyo Frio ist von hier oben nochmals zu sehen. Grandios, ein Naturerlebnis sondergleichen. Wie aus der Vogelperspektive gleitet man über die Einzigartigkeit dieser faszinierenden Landschaft. Ich bin überwältigt und dankbar, dieses Naturwunder erlebt zu haben.
Aussichtspunkt Mirador Puerto de las Palomas auf 1200 Meter Höhe
Blick auf das Bergstädtchen La Iruela und die auf einer Felsspitze gelegene mittelalterliche Burg
Bis Cazorla und Quesada sind es noch ca. 45 Kilometer und meine Rundreise durch den riesigen Naturpark hätte ich gemeistert. Doch geht es noch ein wenig weiter. Die A-319, eine traumhafte Berglandstraße, führt mich weiter über die Höhenwelt der Berge. Kurvenreich geht es nun über Burunchel nach La Iruela. Das Dorf La Iruela liegt an den Hängen der Sierra de Cazorla und unterhalb liegt das Tal des Guadalquivir. Kurz danach erreichte ich die lebhafte Stadt Cazorla und nach 15 Kilometern auf der A-322 meinen Heimatort Quesada.
Blick auf Cazorla und die Burg Castillo de la Yedra
Blick auf Quesada
Meine Rundreise durch den Naturpark Sierras de Cazorla, Segura und Las Villas ist nach 11 Stunden mit den vielen Stopps und Pausen am heutigen Tag zu Ende gegangen. Es war für mich ein beeindruckendes Erlebnis, den ganzen Tag mit dem Auto durch einen der schönsten, größten und spektakulärsten Naturparks und Schutzgebiete in Europa zu reisen. All die vielen Eindrücke und Erlebnisse auf meiner einzigartigen Reise muss man gesehen haben. Meine Empfehlung: Als Jakobspilger, der die spanischen Caminos einst zu Fuß bereiste, ist für mich dieser Naturpark etwas ganz Besonderes und muss besucht werden. Fazit dieser Rundreise ist: Man sollte sich vielmehr Zeit nehmen und die Natur und seine Umwelt respektieren, schützen und pflegen. Dieses Wunder habe ich hier im Naturpark erleben dürfen.
Danke! Und Buen Camino!
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