Monasterio de Montesión  Das Vermächtnis des Eremiten Antonio

Monasterio de Montesión

Das Vermächtnis des Eremiten Antonio


Von Bernd Koldewey

Viele Jahre lebte der Ordensbruder Antonio im abgelegenen Kloster „Monasterio de Montesión“, etwa 3,3 Kilometer oberhalb von Cazorla entfernt. Die Straße von San Isicio, die sich am Nordhang des Salvatierra-Hügels befindet, führt ab dem Brunnen La Pedriza auf eine auf der linken Seite befindliche Straße. Kurvenreich, per Serpentinen steil und über teilweise enge Schotterpisten hinauf zum Kloster.

Bruder Antonio war das letzte Mitglied des Eremitenordens des Heiligen Antonius und des Heiligen Paulus. Er lebte dort zurückgezogen, ein asketisches und bescheidenes Mönchsleben, ganz so wie es die Ordensregel des Heiligen Antonios von Abas vorschreibt. Er bewohnte und widmete sein Leben der Pflege des Klosters und der Bewahrung seiner Traditionen bis zu seinem Tod am 4. Dezember 2023. Seine Hingabe und sein einfacher Lebensstil machten ihn zu einer respektierten und geliebten Figur in der Region.


Der Ort, wo sich das Kloster befindet, nennt der Orden aus religiösen Gründen auch Desierto de Montesión, zu Deutsch „Die Wüste des Montesión“. Geschützt von den Nordwinden ist das prächtige Bauwerk nach Süden und Westen ausgerichtet. Es befindet sich hoch oben in der felsigen Berglandschaft der Sierra Cazorla. Gegründet wurde das Kloster laut der Gründungstafel von San Julián Ferrer, nachdem ihm die Jungfrau Maria in einer Höhle neben der Kapelle erschienen war.


Es gibt auch eine faszinierende Legende über das Monasterio de Montesión. Der Überlieferung nach wurde das Kloster an dem Ort errichtet, an dem ein Hirte eine Vision der Jungfrau Maria hatte. In dieser Vision zeigte sie ihm eine Quelle, die nie versiegen würde und heilende Kräfte besaß. Der Hirte berichtete den Dorfbewohnern von seiner Vision, und bald darauf wurde das Kloster gebaut, um die Quelle zu schützen und der Jungfrau Maria zu ehren. Die Quelle existiert noch heute und zieht viele Pilger an, die an ihre heilenden Kräfte glauben. Die jährliche Prozession zu Ehren der „Virgen de Montesión“ erinnert an diese Legende und hält die Tradition lebendig.

Die Ruinen der Iglesia de Santa María, Cazorla

Die Ruinen der Iglesia de Santa María, Cazorla

Ich besuchte den Wallfahrtsort am 29. September 2024. Hier fand zu Ehren der Jungfrau „Virgen de Montesión“ die feierliche Prozession „Romería de Montesión“ statt. Viele gläubige Menschen besuchten ebenso den heiligen Ort auf und besichtigten die Klosteranlage und bewunderten die Träger, die die blumengeschmückte Jungfrau vor dem Kloster feierlich präsentierten. Viele Besucher sind mit dem Auto angereist und haben die rutschige Schotterpiste in Kauf genommen. Ich habe mein Auto in Cazorla, in der Nähe der Ruinen der Iglesia de Santa María (hier befindet sich auch das Touristenbüro) geparkt und bin den ca. 3,3 Kilometer langen Pilgerweg hinaufgegangen. Ein anstrengender, steiler Aufstieg, der über enge Kurven und Schotterpisten führte. Belohnt wurde ich mit der fantastischen Aussicht auf die felsige Bergwelt der Sierra Cazorla mit Blick auf Cazorla und sein Castillo de la Yedra. Etwas später Immer wieder der herrliche Blick auf den Kalksteinfelsen, den Gipfel des Salvatierra-Hügels, mit den Ruinen des Castillo de las Cinco Esquinas, dem Burgturm mit seinen fünf Ecken.

Fantastischer Ausblick auf Cazorla

Fantastischer Ausblick auf Cazorla

Blick auf das Castillo de la Yedra, Cazorla

Blick auf das Castillo de la Yedra, Cazorla

Der Aufstieg zum Kloster „Monasterio de Montesión“

Der Aufstieg zum Kloster „Monasterio de Montesión“

Ruinen des Castillo de las Cinco Esquinas, dem Burgturm mit seinen fünf Ecken.

Blick auf die Ruinen des Castillo de las Cinco Esquinas, dem Burgturm mit seinen fünf Ecken.

Aussichtpunkt vom Salvatierra-Hügel

Aussichtpunkt vom Salvatierra-Hügel

Blick auf Cazorla und auf den Kalksteinfelsen mit seiner Burgruine

Blick auf Cazorla und auf den Kalksteinfelsen mit seiner Burgruine

Nach ca. 1 Stunde erreichte ich mit einigen anderen Pilgern mühevoll den Wallfahrtsort mit seiner Klosteranlage. Das ehrwürdige Gebäude hat unterschiedliche Epochen erlebt. Der südliche Teil, in dem sich die Kapelle befindet, sticht besonders hervor. Mit der Rückkehr der Eremitenbrüder, die einige Teile des Gebäudes renovierten, wurde der Rest vor allem nach der Entmachtung von Mendizábal und in jüngerer Zeit, seit den 1970er Jahren, deutlich umgebaut.

Hier fand zu Ehren der Jungfrau „Virgen de Montesión“ die feierliche Prozession „Romería de Montesión“ statt.

Hier fand zu Ehren der Jungfrau „Virgen de Montesión“ die feierliche Prozession „Romería de Montesión“ statt.

Der Eingangsbereich der Klosteranlage mit Glockenturm

Der Eingangsbereich der Klosteranlage mit Glockenturm

Der architektonisch interessanteste Bereich ist die Klosterkapelle. Sie ist klein, hat einen rechteckigen Grundriss oder „Saal“ mit ursprünglich drei Schiffen, der später in einen Grundriss mit lateinischem Kreuz und einem einzigen Schiff umgewandelt wurde. Das Hauptschiff ist mit einem Halbtonnengewölbe bedeckt, die beiden Seitenschiffe mit einem Kreuzrippengewölbe, und in der Mitte befindet sich eine prächtige, von Trompeten getragene Kuppel.


Das gesamte Gebäude weist sehr ausgewogene Proportionen auf. Am Eingang befindet sich ein später hinzugefügter Chor. Die Kapelle besaß seinerzeit ein barockes Altarbild, das während des Bürgerkriegs verschwand, doch sind in den Gewölben, vor allem in denen der Kuppel, Freskomalereien mit Porträts zahlreicher Eremitenheiliger und Marienlitaneien in den Wappen der Kuppel erhalten. In den Gemälden der Querschiffe sind Szenen und Symbole zu sehen, die mit der Passion Christi zu tun haben und mit anderen tierischen und figürlichen Darstellungen verschiedener Art verziert sind.

Das Hauptschiff des Klosters

Das Hauptschiff des Klosters

Die Kuppel des Gewölbes mit Freskomalereien, Porträts zahlreicher Eremitenheiliger und Marienlitaneien

Die Kuppel des Gewölbes mit Freskomalereien, Porträts zahlreicher Eremitenheiliger und Marienlitaneien

Die Gemälde im Hauptschiff sind von einer anderen „Hand“, d. h. sie müssen viel später gemalt worden sein, da sowohl die Pigmente als auch die Linienführung weit von der Qualität der früheren Gemälde entfernt sind. An der Südfassade der Kapelle, die heute nicht mehr zu sehen ist, befindet sich ein Portal mit einem prächtigen Rundbogen mit sehr nüchternem Mauerwerk, das später überdeckt wurde, um die heutige Krypta zu bauen.

 

Der Rest des Gebäudes ist zwar architektonisch nicht so bedeutend, aber dennoch wichtig, um die Lebensweise dieser Einsiedler, ihre Bedürfnisse und ihre Sparsamkeit zu verstehen, mit einer Raumaufteilung, die sich aus der Kapelle entwickelt und an die Topografie des Ortes angepasst hat. Die Schönheit dieser Räume liegt in ihrer Einfachheit, ihrer Abgeschiedenheit und dem Fehlen jeglichen Komforts, die dieses Bauwerk zu einem Ort machen, an dem man sich die Lebensweise von vor einigen Jahrhunderten noch vorstellen kann.

Die Einfachheit der Stuben zeigen wie die Mönche im Kloster gelebt haben.

Die Einfachheit der Stuben zeigen wie die Mönche im Kloster gelebt haben.

In der Abgeschiedenheit lebten die Mönche ohne jeglichen Komfort

In der Abgeschiedenheit lebten die Mönche ohne jeglichen Komfort

Mönchsgewänder des Antoniusordens im Kloster

Mönchsgewänder des Antoniusordens im Kloster

Das Kloster kann nicht in seiner Gesamtheit erbaut worden sein, es hatte verschiedene Phasen. Vielleicht gehen seine Ursprünge auf das Ende des 16. Jahrhunderts zurück, obwohl es 1625 auf dem Höhepunkt der klösterlichen Bewegung in Spanien, nach der Gegenreformation, gegründet wurde. Jedes Jahr am letzten Sonntag im September findet die Wallfahrt der Jungfrau von Montesión statt, die um das Kloster herumgeführt wird.

Die Wallfahrt der Jungfrau von Montesión

Die Wallfahrt der Jungfrau von Montesión

Nach der umfangreichen Besichtigung des Klosters und der Wallfahrt der Jungfrau von Montesión führt mich der steile Abstieg nach einer weiteren Stunde zurück nach Cazorla. Fazit meiner kleinen Pilgerreise und Gedenken an den letzten Eremiten Antonio des Klosters Montesión: eine sehenswerte Wallfahrt mit fantastischen Aussichten auf die bizarre Landschaft der Sierra Cazorla.

Gedenken an den letzten Eremiten Antonio

Gedenken an den letzten Eremiten Antonio

Der letzte Mönch von Montesión - Dokumentarfilm

Der Abstieg nach Cazorla

Der Abstieg nach Cazorla

Die Anreise mit dem Auto von Quesada aus führt zunächst auf die Landstraße A 315, dann führt sie auf die A 322 Richtung Cazorla. Ein paar Kilometer vor Cazarda führt ein Abzweig nach rechts auf den Cam. de San Isicio am Campingplatz Cortijo San Isicio vorbei Richtung den Ruinen der Iglesia de Santa María nach Cazorla. Nach ca. 30 Minuten und 18 Kilometern hat man seinen Ausgangspunkt erreicht und man kann sein Auto parken. Von dort führt ein 3,3 Kilometer langer Pilgerweg hinauf zum Kloster Montesión.


Beste Zeit für den Besuch: Frühling und Herbst sind ideal, da das Wetter angenehm ist und die Landschaft besonders schön aussieht.

Ausrüstung: Trage bequeme Wanderschuhe und bringe ausreichend Wasser mit, da der Weg steil und anstrengend sein kann.

Öffnungszeiten: Informiere dich im Voraus über die Öffnungszeiten des Klosters, da diese variieren können. Es ist ratsam, früh am Tag zu starten, um genügend Zeit für den Auf- und Abstieg zu haben.

Führungen: Es gibt gelegentlich geführte Touren, die interessante Einblicke in die Geschichte und Architektur des Klosters bieten. Erkundige dich bei lokalen Touristeninformationen. Turismo | Cazorla


Fernweh

In die Ferne will ich schweifen

und dabei den Horizont berühren.

Mythos

Schon seit Urzeiten pilgern

Menschen zu ihren

Märtyrern und Heiligtümern.

Kult

In ganz Europa interessieren sich immer mehr Menschen für den Jakobsweg.