Die Reise ins Ungewisse -  Auf den Spuren des Don Quijote

Die Reise ins Ungewisse -

Auf den Spuren des Don Quijote


Ansichten eines Jakobspilgers


Von Bernd Koldewey

Meine Reise ins Ungewisse begann am 5. Juni 2024. Als Reisebuchautor reise ich als Fremder nach Spanien, nachdem ich meine vertraute Heimat Deutschland verlassen habe. Um herauszufinden, wie Miguel Cervantes vor fast 420 Jahren in seinem Buch den Ritter von der traurigen Gestalt und seinen treuen Begleiter Sancho Pansa darstellte. Ich möchte mich dort auf die Spuren des Don Quijote begeben, um Ortschaften in der La Mancha aufzusuchen, an denen sich die zahlreichen Abenteuer des Protagonisten zugetragen haben sollen.


Mein Ausgangspunkt wird das beschauliche Bergdorf Quesada (Jaén) in Andalusien sein. Hier habe ich für einige Monate ein Haus gemietet, wo ich mich nach meinen umfangreichen Recherchen immer wieder zurückziehen kann, um zu schreiben. Meine Anreise führte mich 2200 Kilometer von Deutschland über Frankreich bis nach Spanien.


Fünf Tage war ich mit dem Auto unterwegs, eine lange Fahrt. Um die Reise in mehrere Etappen einzuteilen, war mein erstes Ziel nach 685 Kilometern das kleine französische Dorf Antully im Morvan (Frankreich). Die sehr ländlich geprägte Ortschaft mit knapp 900 Einwohnern liegt etwa zehn Kilometer südöstlich von Autun (Das Tor zum Morvan-Massiv) entfernt. Die Bewohner der kleinen Gemeinde im Saône-et-Loire-Département nennen sich Pilavoines. Meine Unterkunft „Morvan Séjours“ in Antully betreiben die freundlichen Gastgeber Valerie und Olivier und befindet sich gleich neben der Saint-Benoît-Kirche. Der großzügige Garten lud zum Verweilen ein. Das Frühstück am folgenden Morgen war ebenfalls sehr vielfältig.

Antully im Morvan

Antully im Morvan

Auch der nächste Tag führte mich weiter durch Frankreich bis an die spanische Grenze. Nach 651 Kilometern erreichte ich den Ferienort Argelès-sur-Mer (Okzitanien) in Südfrankreich. Die Stadt liegt am Mittelmeer und nur ein paar Kilometer von der spanischen Grenze La Jonquera entfernt. Es wird angenommen, dass Hannibal (247 v. Chr. – 183 v. Chr.) auf seinem Marsch nach Rom hier die Pyrenäen mit seinen Soldaten und Elefanten überquerte. Das Albères-Massiv, das sich im Osten der Pyrenäen befindet, ist das Grenzgebirge nach Spanien. Meine lange Anreise von Deutschland aus hatte ich hier am Mittelmeer mit katalanischem Flair gut die Hälfte der Reise geschafft. Im Hotel „Hôtel – Villa Les Sirènes“, nur 150 Meter vom schönen Sandstrand entfernt, blieb ich zwei Tage und konnte das Mittelmeerklima genießen.


Der Strand von Argelès-sur-Mer

Der Strand von Argelès-sur-Mer

Auch die vorletzte Etappe verlief reibungslos. Sie führt über die Autobahnen AP7 von La Jonquera nach Tarragona und über Valencia weiter Richtung Albacete bis nach Bonete. Für mich ein kleiner Vorgeschmack auf meine Spurensuche in Kastilien-La Mancha. Bonete erreichte ich nach 665 Kilometern. Hier verläuft auch der Camino Levante, ein spanischer Jakobsweg, der nach Santiago de Compostela führt. In meinem Buch „Valencia und der Spiegel der Sonne“ beschrieb ich einige Etappen, von Valencia bis nach La Font de la Figuera. Das Dorf liegt eingebettet in den Bergen der Sierra de Mugrón auf einer Höhe von 890 Meter über dem Meeresspiegel. Neben der Johannes-der-Täufer-Kirche fand ich für eine Nacht in der „Pensión El Botijo“ meine Unterkunft. Ein heftiger Regenschauer am späten Abend brachte den gelben Saharastaub aus Afrika mit und ließ die Ortschaft und auch die Autos mit Sand bedecken.

Bergdorf Cazorla

Bergdorf Cazorla

Nach der Übernachtung in Bonete fuhr ich weiter zu meiner letzten Etappe, bis ich mein Ziel Quesada in Andalusien erreichte. Die Fahrt führte mich

253 Kilometer über die A-32 nach Cazorla. Landschaftlich eine außergewöhnliche Reise durch die Provinzen Kastilien-La Mancha. Vorbei an der Berglandschaft der Sierra de Alcaraz, bis ich die Provinz Kastilien-La Mancha verlasse und das Bergdorf Cazorla am Rande des Naturparks Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas in Andalusien erreiche. Im Hotel Limas quartierte ich mich für eine Übernachtung ein. Am nächsten Morgen, nach knapp 20 Kilometern Fahrt, erreichte ich mein Ziel und Ausgangspunkt Quesada.

Bergdorf Quesada

Bergdorf Quesada

Hier bekam ich von der sehr freundlichen Vermieterin Alessandra gegen Mittag, den 10. Juni 2024, meine Schlüssel für das Haus überreicht. Sie führte mich durch das schön eingerichtete andalusische Haus auf zwei Etagen, auch als Casa de Pueblo bezeichnet. Im Erdgeschoss befinden sich die Küche und der Wohnraum und ein Ofen für den Winter. Auch ein Patio mit vielen Pflanzen befindet sich umgeben von weißgetünchtem Mauerwerk im Innenhof. Eine Oase der Ruhe und Endspannung. Über eine Holztreppe geht es in die zweite Etage. Hier befinden sich der Schlafbereich mit Dusche, ein Waschbecken sowie die Toilette. Beeindruckend im ganzen Haus die Holzdecken mit massiven Baumstämmen und Paneelen, ein sehr rustikales Ambiente. Antike Möbel, ausgestattet mit vielen Bildern, Büchern und kunstvollen Accessoires an den weißen Wänden, runden das Ambiente ab. Ich bin sehr zufrieden mit dem Haus und kann mich nun, nachdem alle Formalitäten mit meiner Vermieterin zu beidseitiger Zufriedenheit vereinbart wurden und ich mich eingerichtet habe, auf mein neues Projekt vorbereiten. Doch zunächst heißt es für mich, auszuruhen und anzukommen.

Casa de Pueblo in Quesada

Casa de Pueblo in Quesada

Auch das ist wichtig für mich, dass ich zunächst das Bergdorf Quesada besser kennen lerne. Die Ortschaft Quesada hat viel zu bieten und ist für mich für eine gewisse Zeit meine neue Heimat. Die Reise ins Ungewisse beginnt. Werde ich das finden, was ich suche? Werde ich zurechtkommen? Werden die Menschen mich trotz Sprachbarriere akzeptieren? All das muss ich herausfinden und positiv in die Zukunft blicken.


Buen Camino!

Fernweh

In die Ferne will ich schweifen

und dabei den Horizont berühren.

Mythos

Schon seit Urzeiten pilgern

Menschen zu ihren

Märtyrern und Heiligtümern.

Kult

In ganz Europa interessieren sich immer mehr Menschen für den Jakobsweg.