Von Bernd Koldewey
Die landschaftliche Fahrt auf der kurvenreichen Bergstraße A-6206 nach Tíscar hat es mir angetan. Nach zwei Tagen, nachdem ich das Heiligtum der Jungfrau von Tíscar besucht hatte, machte ich mich jetzt auf den Weg, um die Grotte der Jungfrau zu besuchen. Ein herrlicher Vormittag: Die Sonne strahlte bei einem blauen Himmel und ein paar weiße Wolken sorgten für den richtigen Kontrast.
Die Panoramastraße A-6206 in Richtung Tíscar
Die Strecke dorthin war, wie schon das erste Mal, als ich sie befahren hatte, grandios. Die landschaftliche Kulisse der bizarren Felsenlandschaft, ein Traum. Immer wieder der Blick auf ein Meer von Olivenbäumen in der Landschaft. Einige Male hielt ich an einer geeigneten Stelle an und macht ein paar Fotos von der eindrucksvollen Gegend im Naturpark Cazorla, Segura und Las Villas. Schnell hatte ich die ca. 14 Kilometer Panoramastraße hinter mir und ich erreichte den Parkplatz, der etwas unterhalb vom Heiligtum der Jungfrau von Tíscar liegt. Ein kleiner, schattiger Pfad, mit Kiefern bestückt, führt hinunter zum Eingangsbereich der Höhle. Auch hier hat der Besucher immer einen Blick in die weitläufige Landschaft und in die weite Ebene von Pozo Alcón. Unterhalb liegt das kleine Dorf Don Pedro und der Fluss Tíscar, nachdem er die Höhle über einen Wasserfall verlässt, führt er weiter zum Dorf Belerda. Die beiden kleinen Gemeinden gehören zu Quesada.
Ein kleiner, schattiger Pfad, mit Kiefern bestückt, führt hinunter zum Eingangsbereich der Höhle.
Am Eingangsbereich der Höhle weist ein Bildnis der Jungfrau von Tíscar auf dessen Bedeutung hin. Bevor man die Höhle zur Grotte betritt, muss man durch einen ca. 10 Meter langen und nur 1 Meter hohen Tunnel, der durch den Felsen des Monte del Caballo führt, gebückt hindurchgehen. Auf der anderen Seite angekommen öffnet sich der Blick auf das angelegte Treppensystem mit Geländern und Aussichtspunkten, das zu den verschiedenen Ebenen führt und den Besuchern erleichtern soll, die Höhle und die Grotte zu erkunden. Ein paar Stufen einer Treppe führen zum Wasserfall hinauf. Dieser stürzt das Wasser des Flusses Tíscar aus über 10 Metern Höhe in die Schlucht hinunter. Wasser ist das Element der Höhle, ein Ort der Sinne und Andacht.
Ein kleiner Tunnel führt ins Innere der Höhle und zur Grotte der Jungfrau von Tíscar.
Aussichtsplattform in der Höhle
Der Wasserfall in der Höhle
Die Junta de Andalucía hat die Cueva del Agua, auch unter dem Namen Cueva de la Virgen de Tíscar, zu einem Naturdenkmal erklärt. Einmalig ist sein eindrucksvolles Kalksteingewölbe, ein Wunderwerk der Natur, das Stalaktiten- und Stalagmitenformationen enthält. Die Höhle, auch Grotte der Wunder genannt, ist für mich und auch für die vielen Besucher, die diesen wundersamen Ort besuchen, ein Platz der inneren Einkehr. Ein Bildnis der Jungfrau von Tíscar ist im Gewölbe der mystischen Kalksteinwand untergebracht. Zu Ehren der Jungfrau bringen viele Besucher Blumengeschenke mit und bitten mit bunten Schleifen und mit Bändern geschnürten Zetteln, dass die gnädige Jungfrau ihren Wünschen nachkommen werde. Für eine Weile verweile ich in der Grotte und lausche dem Element Wasser zu. Eine faszinierende Atmosphäre in der Grotte und die Großartigkeit des Gewölbes beeindruckten mich sehr. Als Jakobspilger, der schon viele besondere Orte und Heiligtümer gesehen hat, zählt auch diese Stätte zu den schönsten für mich.
Das Gewölbe mit Stalaktiten- und Stalagmitenformationen beeindruckt die Besucher.
Zu Ehren der Jungfrau bringen viele Besucher Blumengeschenke mit.
Nach einer Legende besaßen die Mauren einst im Jahr 1319 die Festung von Tíscar. Die Christen glaubten, dort ein Bildnis der Jungfrau Maria zu finden, das ihnen gehörte, so versuchten sie in der Zeit der Rückeroberung, die Burg zurückzugewinnen. Allerdings ließ der Burgherr Muhammad Andón das Bild der Jungfrau auf die unter der Burg gelegene Cueva del Agua werfen. Diese kehrte jedoch jeden Abend wieder in die Festungsanlage zurück. Er ärgert sich über die Ereignisse und vernichtet sie mit seinem Schwert. Das zerbrochene Bildnis wurde von den Christen, die die Burg von Tíscar zurückeroberten, wiedergefunden. Sie sammelten alle Stücke ein und schickten sie an einen Kunsthandwerker in Toledo zur Restaurierung. Doch die Jungfrau tauchte wie durch ein Wunder wieder auf. Es wurde daher entschieden, eine Stätte zu Ehren der Jungfrau von Tíscar zu errichten.
Aussichtspunkt in der Höhle der Jungfrau von Tíscar.
Über das Kulturministerium veranstaltet die Stadtverwaltung von Quesada seit 1993 Musikkonzerte in der Cueva del Agua. Die ausgezeichnete Schönheit und Akustik ist bis heute eine große Besonderheit in der Höhle. Die Konzerte mit andiner, arabisch-andalusischer, sephardischer und keltischer Musik fanden in den letzten Jahren am zweiten Samstag im August statt. Für mich ein schöner Vormittag mit einer besonderen Besichtigung. Es gibt keine Öffnungszeiten und der Zugang zur Cueva del Agua ist kostenlos. Nicht weit von der Cueva del Agua entfernt befindet sich der Pilón Azul, ein versteckter Wasserfall, der in der Nähe der kleinen Dörfer Belerda und Don Pedro liegt. Man erreicht ihn in etwa 20 Minuten zu Fuß. >>>Pilón Azul de Belerda - Wasserfallkaskade des Rio Tíscar<<<
Buen Camino!
Via-Jakobsweg ▪ Bücher ▪ Videos ▪ Kontakt ▪ Datenschutz ▪ Impressum ▪ Autor ▪ Sitemap