Von Bernd Koldewey
Meinen ersten Ausflug ins Umland von Quesada begann ich nach 14 Tagen. Zuvor besichtigte ich das Bergstädtchen Quesada mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten. Die Fahrt mit dem Auto führte mich auf die A-6206 aus Quesada heraus und verläuft über den kleinen Weiler Tíscar bis nach Pozo Alcón. Eine atemberaubende Strecke, die kurvenreiche, schmale Landstraße mit hunderten von Kurven, erfordert ein hohes Maß an Konzentration und führt mich durch die faszinierende Bergwelt des geschützten Naturparks Cazorla, Segura und Las Villas.
Es geht über den Puerto de Tíscar, einen Bergpass, der auf einer Höhe von 1189 Meter über dem Meeresspiegel liegt, mit fantastischer Aussicht auf die umliegenden Berge und die steilen Hänge, die mit Olivenplantagen, soweit wie das Auge reicht, bestückt sind. Immer wieder spektakuläre Ausblicke auf die bizarren Felsenlandschaften, vorbei am alten Wachturm Torreón del Infante de Enrique. Dieser wurde auf Befehl des Infanten Don Enrique, einem Sohn von Alfonso X. dem Weisen und Fernando III. dem Heiligen, im 13. Jahrhundert gebaut. Von hier kontrollierte und schützte man die Gegend und unter anderem auch die nahe gelegene Burg von Tíscar. Der Wachturm befindet sich oberhalb der Tíscar-Schlucht. In der Ferne sieht man die weite Ebene von Pozo Alcón. Immer wieder der grandiose Blick auf den 1847 Meter hohen Gipfel des Pico El Rayal.
Blick auf den alten Wachturm Torreón del Infante de Enrique
Blick auf den 1847 Meter hohen Gipfel des Pico El Rayal.
Castillo de Tíscar o de las Peñas Negras
Kurvenreich geht es weiter und man sieht die beeindruckende Festung von Tíscar. Die Peñas Negras, die auch unter dem Namen Castillo de Tíscar bekannt ist, stellt eine eindrucksvolle Festung dar, die sich auf einer hohen Felsformation befindet. Diese liegt ungefähr fünfzehn Kilometer südlich von Quesada, nahe dem gleichnamigen Heiligtum. Die Festung wurde ursprünglich von Berbern gebaut und verfügt über eine rechteckige Basis, die aus massiven Steinen besteht. Las Peña Negra diente als richtiger Bergfried auf einem steilen Schwarzen Felsen im Zentrum. Christen bauten im 14. Jahrhundert einen schlichten Turm, der bis heute noch existiert. Castillo de Tíscar hat eine Vergangenheit, die bis ins Jahr 876 zurückreicht. Eine Legende besagte, dass die Festung uneinnehmbar war, bis Pedro Hidalgo, ein tapferer Knappe, die Peña Negra bestieg und den Verlauf der Schlacht veränderte. Durch seine tapfere Handlung wurde er von nun an unter dem Namen Pedro Diez bekannt.
Castillo de Tíscar o de las Peñas Negras mit Blick in die weite Ebene von Pozo Alcón
Santuario de Nuestra Señora de Tíscar
Noch ein paar enge Kurven und ich erreichte den Wallfahrtsort Tíscar. Nuestra Señora de Tíscar ist das Heiligtum, das die Jungfrau von Tíscar verehrt. Sie ist die Schutzpatronin von Quesada und der Sierra de Cazorla. Zuerst stand hier ein kleines Gebäude, und nach der Rückeroberung von den Christen wurde es zum gotischen Heiligtum mit Mudéjar-Elementen. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg erlitt das Gebäude beträchtliche Schäden und musste renoviert werden. Der heutige Gebäudekomplex wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts errichtet. Aus massiven Stein gefertigt, verfügt es über ein Kirchenschiff und das Deckengewölbe ist mit Lünetten versehen. In einer Nische befindet sich das Gemälde der Jungfrau „Unserer Lieben Frau“ von Tíscar. Das Taufbecken stammt aus dem 16. Jahrhundert, während die Fassade und das Innere der Kapelle aus dem 14. Jahrhundert stammen.
Das Bild der Jungfrau von Tíscar wird jedes Jahr im September, vor allem am ersten Sonntag im September, von Tausenden von Wallfahrern und Gläubigen besucht. Auch in den Provinzen Murcia, Granada und Almería sowie in der gesamten Gemeinde von Alto Guadalquivir wird sie sehr verehrt. In der Gemeinde Quesada, Andalusien, spielt der Altarraum des Heiligtums Nuestra Señora de Tíscar eine wichtige Rolle.
Das Fundament des Altarraums ist rechteckförmig, und die Wände sind unregelmäßig mit Steinen verputzt. Im Inneren sind viele Kunstwerke zu sehen, unter anderem ein gotisches Tor des 14. Jahrhunderts. Rafael Zabaletas Ölgemälde „Pilgerfahrt von Tíscar“ sowie ein Altarbild mit Werken von Francisco Baños Martos und Antonio González Orea (1956). Zu den weiteren Schätzen gehören eine Mudejar-Kacheltäfelung aus dem 14. Jahrhundert, ein Kruzifix von Alonso Cano mit einem Silbersockel aus dem 18. Jahrhundert sowie Türen im Stil Granadas, die aus Mosaiken verziert sind. Rafael Hidalgo de Cavidess Ölgemälde „Kopf des Christus“ und Hipólito Hidalgo de Cavidess „San Sebastian“ sind ebenfalls bewundernswert. Geöffnet ist das Heiligtum von Mittwoch bis Sonntag von 11:00 bis 14:00 Uhr sowie mittwochs und donnerstags nachmittags von 17:00 bis 19:00 Uhr.
Das Heiligtum Nuestra Señora de Tíscar
Das Kirchenschiff der Kapelle von Tíscar
Der Altarraum der Kapelle von Tíscar
Blick auf Quesada
Nach der umfangreichen Besichtigung des Wallfahrtsorts Tíscar fuhr ich die 15 Kilometer panoramareiche Strecke nach Quesada zurück. Die Cueva del Agua, eine natürliche Grotte, die sich ganz in der Nähe in einer Schlucht befindet, wo nach der Legende die Jungfrau über den Ruinen eines kleinen Tempels erschien, besuche ich in einigen Tagen.
Buen Camino!
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